Jetzt fliegen sie bald wieder: Viren und Bakterien. Rundum niesen, schnupfen und husten die Leute um die Wette. Aber nicht alle. Einige bleiben unbehelligt von den saisonalen Erkrankungen und Infekten der oberen Atemwege. Die haben weder Omas alte Hausmittel noch ein neues Wundermittel aus der Apotheke.
Die sind ganz einfach gut trainiert. Denn Fitness-Training kräftigt nicht nur die Muskeln und reguliert das Gewicht, es stärkt auch das Immunsystem und verhindert Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Allerdings kommt es auch hier auf die richtige Dosis an.
Unter körperlicher Anstrengung wird ein zentrales Hormon, das Adrenalin, ausgeschüttet. Das wird sonst nur bei Stress oder drohender Gefahr aktiviert, weil es ungeahnte Energien freisetzen kann. Der Herzschlag wird beschleunigt, die Sauerstoffversorgung des Organismus optimiert, die Organe werden besser durchblutet. Auch die Zahl der Immunzellen steigt.
Schon nach wenigen Sekunden vermehren sich körperspezifische Killerzellen. Sie sind auf die Abwehr von Tumorzellen und virusinfizierte Zellen spezialisiert. Auch die Zahl anderer Immunzellen nimmt analog zur ausgeschütteten Adrenalinmenge, die mit der Belastung ansteigt, zu. In einem optimal trainierten Körper haben also Viren und Bakterien kaum eine Chance. Sie werden von den Killer- und Immunzellen vernichtet, noch bevor sie größeren Schaden anrichten können.
Studien belegen, dass Atemwegsinfektionen bei Ausdauersportlern mit einem mäßigen Trainingsumfang von etwa 15 bis 25 Laufkilometern pro Woche bei einer Intensität von 110 bis 140 Herzschlägen pro Minute im Vergleich zu Untrainierten seltener vorkommen.
Davon profitieren ganz besonders ältere Menschen. Denn im Alter wird das Immunsystem naturgemäß schwächer. Regelmäßiges Training mobilisiert die nachlassenden Abwehrkräfte jedoch und gleicht das vermeintliche Defizit wieder aus.
Wer allerdings zu hart trainiert, entkräftet die körpereigene Abwehr. Die Konzentration einiger Immunzellen sinkt nach einem solchen Training deutlich ab, die natürlichen Killerzellen weisen eine verminderte Zerstörfähigkeit auf. Einige Stunden nach dem Intensivtraining ist der Körper deshalb weniger geschützt, Krankheitserreger können leichter eindringen und sich vermehren.
Es gibt aber auch noch weitere Faktoren, die den Immunschutz aushebeln. Neben der Belastungsintensität und dem Trainingsumfang spielt auch die Ernährung, der Schlaf, der Alltagsstress und die Art der körperlichen Aktivität eine Rolle – Wettkampfsport wirkt hier eher negativ. All diese Faktoren können dafür sorgen, dass zu viele Stresshormone freigesetzt werden, und das schwächt das Immunsystem ebenso.